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Barfuß Gehen regt das Gehirnwachstum an

Gehen Sie jeden 2. Tag barfuß

Als der Mensch die Zivilisation schuf, erfand er die Schuhe. Seitdem unterscheiden diese zwei Stück geformtes Leder den Kulturmenschen vom Primitiven.

Was letztere gar nicht witzig finden. Nachdem im 19. Jhdt. ein Südseehäuptling vom Forschergeist getrieben nach Europa gesegelt war, um die seltsamen Gebräuche der „Papalagi“ zu studieren (so nannte er die überheblichen Langnasen, die seit einiger Zeit seine Insel heimsuchten), kam er voll Abscheu zurück nach Samoa und hielt dort vor seinen Landsleuten 11 Reden, die Gottlob erhalten geblieben sind. (Sonst wüssten wir nichts über Befremden und Erstaunen der Polynesier, was europäische Kleidungssitten betrifft.)

Nicht nur verwunderte ihn, dass die Papalagi ihre Haut mit Stofffetzen vor der Sonne verstecken und deshalb bleich und unansehnlich bleiben. Besonders mokierte er sich über den völlig unverständlichen Brauch, beide Füße in kleine Kanus zu stecken, die es einem unmöglich machen, so elegant und sicher über Felsen und Sand zu schreiten, wie es für Samoaner selbstverständlich ist. Aber vielleicht lag darin ja die Erklärung für der Papalagi absurdes Verhalten: Wer seine Heimaterde nicht spüren kann, muss ewig in fremde Länder laufen in der Sehnsucht, endlich den richtigen Boden unter die Füße zu bekommen.

Aus der Sicht überheblicher Europäer sind solche Überlegungen natürlich Mumpitz. Aber von unseren 5 Millionen Jahre lang barfuß laufenden Vorfahren hätte der Südseehäuptling wohl jede Menge Zustimmung bekommen:

Das Spüren des Bodens ist ein essentielles menschliches Bedürfnis.

Das bestätigen sogar die Neurologen: In der motorischen Hirnrinde nehmen Füße und Hände so viel Platz ein wie der Rest des Körpers, d.h. auf den Fußsohlen haben wir mehr Sinnesrezeptoren als auf jeder anderen Stelle unserer Haut. Nur weil die Sohlen ständig alle Daten über die Beschaffenheit des Bodens ins Hirn funken, funktionieren Gang, Gleichgewicht und Orientierung im Gelände. Nur wenn die Sohlen Feuchtigkeit, Härte und Rutschfestigkeit des Bodens spüren, können wir uns gut fortbewegen und Stürze vermeiden.

Durch Barfußgehen wächst die motorische Hirnrinde, weil sie mehr Synapsen bildet.

Mehr noch. Wer immer eine Reflexzonenmassage probiert hat, weiß, dass alle Organe des Körpers ihre Entsprechung auf der Fußsohle haben. Die Unebenheiten des Bodens liefern ständig Impulse an Magen, Darm, Herz, Leber und Niere. Und umgekehrt hat die Befindlichkeit der inneren Organe damit zu tun, wie wir gehen, bzw. welche Sohlenteile wir dem stärksten Bodendruck aussetzen. So gesehen ist das ständige Tragen von Schuhen eine freiwillige aber unsinnige sensorische Deprivation, vergleichbar damit, dass ein Fotograf vergisst, die Schutzblende von seiner Kamera zu nehmen, um sich dann zu wundern, dass er keine klaren Bilder schießt.

Nun kann man heute nicht täglich und überall barfuß gehen, ohne von seinen Bürokollegen schief angesehen oder als Hottentotte verlacht zu werden. Und es gibt durchaus Böden, auf denen das Tragen von Schuhen von Vorteil ist, etwa auf Straßen in der Nähe von Lokalen, die von Betrunkenen mit Scherben zugepflastert wurden. Aber hie und da, so jeden 2. Tag, sollten wir unseren Fußnerven das Vergnügen der Bodenhaftung gönnen. Wir sparen uns damit die teure Tuina-Massage, die dann quasi von selber passiert. Wir spüren das nasse Gras am Morgen, den warmen Asphalt im Sommer, den weichen Teppich des Waldbodens, wir spüren, ob Kiesel rund oder spitz, Steine groß oder klein, Äcker fest oder quatschig sind. Wenn wir das regelmäßig tun, verändert dies unseren Gang. Da der Fuß mehr arbeiten muss, um mit den Unebenheiten fertig zu werden, kräftigen sich die Muskeln. Da wir das Abrollen bei jedem Schritt besser spüren, rollen wir besser ab und die beiden Brückenbögen im Mittel- und im Vorderfuß werden höher (vielleicht werden wir dadurch sogar ein paar Millimeter größer). Die gekräftigten Sehen von Knöchel bis Knie tragen Becken und Wirbelsäule besser, sogar der Kopf balanciert besser auf dem Hals.

Zugegeben, man muss sich die Füße öfter waschen, aber auch das ist ein Genuss, eine tägliche Selbstmassage.

Rollen Sie also bei jedem Schritt von den Fersen über die Außenkante zum Vorderfuß und zu den Zehen. Strecken Sie am Schluss die Fersen hoch, so als hätten Sie 10 cm High-Heels dran. Für den Rest des Schrittes wird der Fuß zu einem Paddel, das die Erde pflügt und Sie schweben, als könnten Sie über Wasser gehen. Das Durchstrecken Ihrer Fuß-Paddel setzt sich in der gespannten Bauchdecke fort, der Brustkorb hebt sich, der Hals wird länger und Sie wirken einen Kopf größer. Wollten Sie so nicht schon immer aussehen?

Warum ist mir das Barfußgehen so wichtig? Das ist leicht erklärt, auch ohne Südseesicht auf die Papalagi: Ab meinem 15. Lebensjahr trug ich ärztlich verordnete Einlagen, war deshalb beim Bundesheer nur bedingt tauglich sowie marschbefreit. Seit ich fallweise barfuß gehe, brauche ich keine Einlagen mehr und kann tagelang marschieren, ohne dass mir die Füße wehtun. Außerdem bin ich mit 64 Jahren immer noch so groß wie ich mit 18 war, was bei der üblichen Abnutzung der Bandscheiben selten vorkommt. Da hat wohl die Hebung meiner Plattfüße den Schwund in der Wirbelsäule ausgeglichen.

Quelle:  Opelt, R: Der Tag hat 48 Stunden. Amazon SarL 2017

https://www.amazon.de/Tag-hat-48-Stunden-entschleunigen/dp/1542499844/ref=sr_1_8?ie=UTF8&qid=1521104460&sr=8-8&keywords=opelt+r%C3%BCdiger

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